Leseprobe: Wild, Wanderungen
[
]
Wir verlassen nun den Berg und steigen durch das Wäldchen
wieder hinab, gehen bei der Hammermühle über den Steig
und sind wieder auf sächsischem Boden. Nun wollen wir auch
das Farbmühler Tal besehen.
Der Weg führt bei dem Malzhause und der Mühle vorbei,
wo links und rechts braune Felsen hervorragen. Jetzt sind wir
da, wo man links in ein kleines Tal blicken kann, dessen Mitte
der Grenzbach in der Länge herab durchschneidet, welcher
hinten aus dem Fichtenwalde hervorfließt, klares frisches
Wasser enthält und, wenn ich nicht irre, der Pechhöfer
genannt wird. Der linke Teil dieses Tales ist böhmisch, so
wie der rechte sächsisch. Es ist sehr angenehm, dieses einsame
Tal zu durchwandeln; sonst traf man auch darin eine Anzahl Fischteiche,
welche zu dem sogenannten Weißgute gehörten, jetzt
aber durch die Nachlässigkeit des damaligen Besitzers meist
eingegangen und vertrocknet sind. Überhaupt, als jenes Gut
dem verdienstvollen seligen Pastor Brunner noch gehörte,
soll es sehr angenehm daselbst gewesen sein. Auch findet man in
dieser Gegend weiter oben ein vortreffliches Echo. Nun vorwärts!
- Wir halten uns rechts, gehen bei dem kleinen Wehr des Baches,
welcher aus dem Farbmühler Tale hervorfließt, hinüber
auf den Fahrweg, bei den nassen Felsen vorbei und kommen an mehrere
Häuser und eine große Mühle, zusammen die Unterjugel
genannt. Nun richten wir unsern Weg nach dem sogenannten Gartenhause,
ein rotgestrichenes, großes Gebäude, an welchem einige
von Kugeln zerlöcherte Scheiben hängen - eine Erinnerung
an daselbst verlebte frohe Tage, welche ein Zwiespalt des Rats
mit dem Bergamte einst unterbrach. -
Vor diesem Hause stehen mehrere alte Linden, deren Äste sich
ineinander verweben und wo unten steinerne Tische und Bänke
sind nebst einem Kegelschube; zu beiden Seiten zieht sich ein
lebendiger Fichtenzaun hin, daß es Sommerzeit äußerst
angenehm daselbst ist, indem man
auch einen guten Trunk Bier haben kann. Das Gartenhaus selbst
ist von einem lebendigen Zaune weit eingeschlossen, welcher sich
hinter demselben andern Berge hinauflehnt und oben an ein altes,
steinernes Tor sich anschließt, welches alles, so wie das
Terrassenförmige, sich vortrefflich ausnimmt. Überhaupt
gefällt es hier den Johanngeorgenstädtern und allen
Fremden am besten, in Rücksicht eines öffentlichen Vergnügungsortes.
Sonntags machen die Berghautboisten gewöhnlich Tanzmusik,
und der junge Bergmann verjubelt hier in den Armen seines Mädchens
die übrigen wenigen Groschen seines sauer verdienten Lohnes.