Leseprobe: Sewart, Liebesfalle
Deine, meine un unnere Wärcheln
Ein Bauer war Witwer geworden. Die verstorbene Frau
hatte ihm ein halbes Dutzend Kinder hinterlassen. Er heiratete
erneut, und zwar eine Witwe, die ihrerseits auch ein gutes halbes
Dutzend Bälger mitbrachte. Die neu Verheirateten standen
noch in den besten Jahren, und so waren sie bald mit einem halben
Dutzend weiterer - gemeinsamer-- Sprößlinge gesegnet.
Als das Ehepaar einmal von einem geschäftlichen Gang aus
der Stadt heimkehrte und sich seinem Hof näherte, schallte
ihm lautes Kindergeschrei entgegen.
"Ach, du je!" sagte der Bauer. "Wos ward däh
do üm Himmels willn bluß passiert sei!"
"Ach", sagte die Bäuerin darauf, "wos soll
däh wetter passiert sei. Deine Wärcheln un meine Wärcheln
wardn sich wieder emol mit unnern Wärcheln in de Haar geroten
sei."
De Zieg' in dr Schlofkammer
Dr Taazappen-Hilf-Gott un seine Hilda warn gerode in dr Wies'
an ihrn Häusel ben Heimachen. Dicht an ne Wag hatten se ihre
Zieg' aagepflockt. Do kam e Fremder aus dr Stadt dohar, un dan
hot die Zieg' ganz zutraulich aagemeckert. Dar Fremde blieb stiehe
un fing e Gespräch aa. Wall'r nu bei dan winzing Häusel
ken'n Stohl oder sist irg'nd en'n Aabau oder Verschlog entdecken
kunnt, frögt'r, wu dos Tier däh in dr Nacht unnergebracht
wär.
"Nu", hot dr Gottfried do drauf geantwort't, "nu,
ne Sommer über, do blebbt unner Liesel Tog un Nacht haußen
an dr frischen Luft."
"Und im Winter?" wollt' dar Fremde nu wetter wissen.
"Im Winter ist es doch hier oben im Gebirge schrecklich kalt,
wie man hört. Da soll der Schnee doch zuweilen meterhoch
liegen, nicht wahr?"
De Hilda hot gesah, wie ihr Gott zu ener ausführling Beschreibing
vu dan strenge Gebirgswintern aasetzen tot. Se wußt, wenn
se ne domit emol aafange lossen wühr, do kunnt de Grummeternt'
raakomme, ehnder dr Gott domit fertig wühr. Dorüm hot
se dan Fremden lieber gelei salber de Antwort gegabn.
"Inne Winter", hot de Hilda gesaht, "inne Winter,
müssen Se wissen, Herr Sommerfrischler, do namme mir'sch
Liesel mit in unnere Schlofkammer nei."
"Aber", hot do dar Städter ganz derstaunt gefrogt,
"aber eine Ziege in der Schlafkammer! Riecht das denn nicht
sehr - sehr unangenehm?! Stört denn da nicht der - nun -
der Ge- nun, ich meine - der
Geruch!?"
"Do", hot nu dr Gott wieder es Wort dergriffen, "do
braung Se sich weiß-der-hole kene Sorng drüm ze machen,
Herr Sommerfrischler! An dan Geruch hot sich unner Liesel derwagn
immer ganz fix gewähnt!"
E Menschenschlog für sich
"Näh, die Mannsen", barmt de Mangel-Lotte, "näh,
die Mannsen! Die sei mir schun e Menschenschlog für sich!
Zeärscht do hebn se en'n war weß wie huch in ne Himmel,
när domit mr überhaupt dergleing tut! Ober wemmer dann
aagebissen hot un se en'n of Nummer Sicher hobn, do hebn se sist
wos für Weibsen in ne Himmel, när nich es ägne!
Haah! De Stern wolln se en'n an Aafang vu ne Himmel runnerhuln!
Ober dann, wenn se bei unnerän'n of'n Sofa liegn, do ward's
ne zu viel, wenn se en'n emol en'n Ämer Kuhln aus'n Kaller
rauftrohng solln! Haah! Zeärscht, do tunne se war weß
wie stark, als ob se barbsch über'n Nordpol laafen könnten
un war weß wieviel Pfeng of dr huhng Kant' hätten!
Un wenn de dann of ihre Grußspracherei'n reigefolln bist,
do liegn se dir wagn ne klänsten Luftzug mit dr Geyerschen
Kranket ze Bett un hobn de Hust un de Schnupp un käh Gald!
Zen Vereinsvergnügn ober, do sei se of emol wieder ubnauf,
do schwenken se zen Tanz de gunge Mäd när esu ümerink!
Näh, näh, die Mannsen, die sei weiß Gott e ganz
annerer Menschenschlog als wie mir Weibsen! Dos is, als ob die
gar nich vu dohierten stamme täten, dos is, als ob die war
weß wie weit har sei täten, dos is, als ob die gar
kene richtigen Menschen wärn, die Mannsen."
Freilich hob ich dir ewige Liebe geschwurn! Ober do hob ich noch nich gewußt, daß ich dir jeden Ohmd e Märchen vürlasen soll!"